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Artikel: Homeoffice mit Multipler Sklerose – was ist zu beachten?

Homeoffice mit Multipler Sklerose – was ist zu beachten?

Eine MS-Erkrankung bringt bei einigen Verlaufsformen Einschränkungen im Arbeitsalltag mit sich. Insbesondere sind dies Konzentrationsschwierigkeiten und Erschöpfungszustände, die im Zusammenhang mit dem Fatigue-Syndrom auftreten. Das macht einen an die Erkrankung angepassten Arbeitsrhythmus für viele Betroffene wichtig. Den Arbeitsplatz im Büro entsprechend zu gestalten, ist nicht immer problemlos möglich. Oft braucht es dafür einen toleranten Arbeitgeber und verständnisvolle Kolleginnen und Kollegen. Daher lohnt es sich, zu prüfen, ob auch arbeiten im Homeoffice möglich ist. In Zeiten von Corona oder auch bei herbstlichen Grippewellen bietet dies zudem einen zusätzlichen Infektionsschutz. Wie sie sich sinnvoll einen Heimarbeitsplatz einrichten, haben wir hier für sie zusammengefasst.

Eine Frau telefoniert im Home Office.

Warum arbeiten im Homeoffice sinnvoll sein kann

Viele Symptome einer MS-Erkrankung werden von den Betroffenen als belastend für den Arbeitsalltag empfunden. Die 624 Befragten einer REHADAT Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V. nannten folgende Symptome als besonders störend (in Prozent, Mehrfachnennungen möglich):

  • Fatigue: 75,3%
  • Kognitive Einschränkungen (z.B. Konzentrationsstörungen): 62,3%
  • Empfindungsstörungen (Kribbeln): 42,1%
  • Koordinationsstörungen: 36,5%
  • Muskelschwäche: 29,6%
  • Sehstörungen: 29,6%
  • Blasen- und Darmstörungen: 29,3%
  • Schmerzen: 25,2%
  • Spastik: 23,9%
  • Depression: 23,7%
  • Anfallsartige Symptome: 5,3%

Insbesondere Fatigue sowie kognitive Einschränkungen setzen die Belastbarkeit der Betroffenen herab. Ein angepasster Tagesrhythmus ist für die Betroffenen daher besonders wichtig. Hier zeigt sich der besondere Nutzen des Homeoffice. Der Arbeitsalltag kann flexibler gestaltet und an die eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Schlägt mittags plötzlich die Erschöpfung zu, fällt es leichter, sich so lange wie nötig zurückzuziehen, auszuruhen und die Arbeitszeit auf die Abendstunden zu verschieben. Auch häufige Toilettengänge – z.B. bei MS-bedingten Blasenbeschwerden – werde zu Hause als weniger belastend empfunden. Menschen, die unter Hitzeempfindlichkeit leiden, können leichter den ganzen Tag am offenen Fenster oder vor dem Ventilator sitzen, ohne die Kollegen zu stören. Ebenso lassen sich physiotherapeutische Termine leichter in den Arbeitsalltag integrieren. Einen weiteren Punkt hat die Corona-Pandemie aufgezeigt: den Infektionsschutz. Werden bei der MS-Therapie Medikamente eingesetzt, die die Immunabwehr unterdrücken, steigt dadurch natürlich das Infektionsrisiko. Auch außerhalb von Corona kann somit vor allem in typischen Erkältungszeiten die Arbeit im Homeoffice sinnvoll sein.

Ein Videocall.

Gibt es ein Recht auf Homeoffice?

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, in wie vielen Bereichen Homeoffice tatsächlich möglich ist. Außerhalb des Infektionsschutzgesetzes besteht jedoch normalerweise kein Anrecht auf einen Heimarbeitsplatz, es sei denn, der Arbeitsvertrag sieht dies explizit vor. Eine Ausnahme bilden Schwerbehinderte, da diese ein Anrecht auf einen behinderungsgerechten Arbeitsplatz haben. In jedem Fall muss der Aufwand für die Einrichtung eines Heimarbeitsplatzes für den Arbeitgeber zumutbar sein. Daher sollte der Arbeitgeber auch frühestmöglich in die eigenen Überlegungen miteinbezogen werden. Sofern vorhanden, kann dies auch über den Betriebsrat oder Inklusionsbeauftragte geschehen. Denn im Gegensatz zum schnell aus dem Boden gestampften Corona-Homeoffice, muss der Arbeitgeber einen vollständig ausgestatteten Telearbeitsplatz bereitstellen können. Gerade kleinere Betriebe können dadurch schnell an die Grenzen der Zumutbarkeit stoßen. Wo diese Grenze verläuft, entscheidet im Zweifelsfall ein Gericht.

Tipps für den Alltag im Homeoffice

Sind die organisatorischen Hürden bewältigt, bleiben dennoch Herausforderungen im Arbeitsalltag. Vielen Menschen fällt es schwer, in der gewohnten häuslichen Umgebung konzentriert der Arbeit nachzugehen. Mit diesen Tipps gelingt der Arbeitsalltag zu Hause:

  • Behalten sie morgendliche Routinen bei, bevor sie an den Arbeitsplatz gehen. Ablenkungen sollten möglichst auf die Zeit nach der Arbeit verschoben werden.
  • im Homeoffice werden häufiger mal private Termine oder Erledigungen in die Arbeitszeit fallen. Daher sollte, zur Selbstkontrolle, die tatsächliche Arbeitszeit ordentlich dokumentiert werden.
  • Zu den Vorteilen der Heimarbeit zählt es, sich die Arbeitszeit gemäß den eigenen Bedürfnissen über den Tag zu verteilen. Je nach Typ kann dies aber auch als belastend empfunden werden, da die Grenze zwischen Arbeit und Alltag verschwimmt. Finden sie schnell heraus in welchem Arbeitsmodell sie sich am wohlsten fühlen.
  • Für ein gesundes Arbeitsklima ist der direkte Kontakt zu den Kollegen wichtig. Nutzen sie ihre Kommunikationsmittel nicht nur für offizielle Nachtichten, sondern auch, um den „Flurfunk“ aufrecht zu erhalten. Auch regelmäßige Termine per Videokonferenz können hilfreich sein. Wenn es die gesundheitliche Situation zulässt, ist es sicher auch ratsam, regelmäßige Arbeitstage im Büro einzulegen.
  • Mit dem Arbeitsweg fällt häufig auch ein Anlass zu Bewegung weg. Bleiben sie beweglich, zum Beispiel mit einem regelmäßigen Spaziergang zur Mittagspause.
  • Achten sie auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung, zum Beispiel mit mediterraner Kost. Die Verlockung, anstatt in die Kantine zu gehen einfach den Lieferdienst zu rufen, ist groß. Dabei bietet gerade die eigene Küche den Vorteil, sich schnell eine vernünftige Mahlzeit zuzubereiten.
Auch zu Hause brauchen Sie die richtigen Arbeitsmittel, um produktiv arbeiten zu können

Fazit: Homeoffice ist oft eine Erleichterung bei MS

Unternehmen sind je nach Branche oft auf ihre Mitarbeiter vor Ort angewiesen – und manche Chefs lieben den persönlichen, direkten Zugriff auf ihre Mitarbeitenden geradezu. Bei einer Bürotätigkeit steht deinem Arbeiten von zu Hause aus allerdings prinzipiell nichts im Wege. Und gerade bei möglichen gesundheitlichen Einschränkungen, wie sie mit einer MS-Erkrankungen einhergehen können, ist dies auch sinnvoll. Sie sparen durch den Verzicht auf den Arbeitsweg und durch andere belastende Situationen Energie, mit der viele MS-Betroffene sparsam haushalten müssen. Diese Energie können sie stattdessen in den persönlichen Erfolg und in den des Arbeitgebers investieren. Spätestens mit diesem Argument sollte sich auch der skeptische Chef vom Homeoffice überzeugen lassen.

Externe Quellen

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